Ein „etwas anderer“ Jahreswechsel

Nachts um vier im Zelt: Ich drehe mich hin und her, zucke bei jeder heftigen Böe zusammen und zwinge mich schlussendlich, den warmen Schlafsack zu verlassen. Herr Blasius hat gewonnen. Die Sturmleinen unseres Zelts gehören ordentlich abgespannt, damit uns dieses nicht im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fliegt. Was für ein stürmischer Start in ein Neues Jahr!

Besinnlich ins Neue Jahr gleiten, das ist unser Plan. Mit den Rädern fahren wir hoch Richtung Herndleck, den Anstieg haben wir weniger steil in Erinnerung. Auf der Schotterstraße rüber zum Wiesenkamm nahe des Kruckenbrettl liegt teilweise noch tiefer Schnee. Da heißt es schieben, ein wenig fluchen und schnaufen 😉

Im letzten Licht des letzten Tages im Jahr schlagen wir unser Zelt am äußersten Ende des Kamms zwischen ein paar Schneeresten auf. Der Fön stürmt heftig, sollte sich aber laut Wetterprognose in den nächsten Stunden legen.

Wir finden eine windabgewandte Mulde, ein knisterndes Lagerfeuer wird entfacht. Sogleich stellt sich eine wohlige Gemütlichkeit ein. Süßer Glühmost wärmt Körper und Seele, herzhaftes Chilli Sin Carne füllt unsere Mägen. Schön ist es hier!

Weit unten im Alpenvorland sehen wir dann und wann die ersten Lichtblitze – Feuerwerksraketen, die von hier oben aus wie kleine, bunte Götterfunken erscheinen. Wir lassen das letzte Jahr Revue passieren, schmieden gute Vorsätze für 2018 und ziehen uns noch weit vor Mitternacht müde und zufrieden ins Zelt zurück. Tatsächlich rührt sich kaum ein Lüftchen und der fast volle Mond lässt die Landschaft um uns mystisch leuchten. Kurz vor Mitternacht bimmelt uns der Wecker nochmal aus dem Schlaf. Wir umarmen uns zum Jahreswechsel und bestaunen das Blitzen und Leuchten im Alpenvorland.

In der zweiten Nachthälfte zieht plötzlich eine Front herein, bringt heftigen Sturm und Schneeschauer. An Schlaf ist jetzt nicht mehr zu denken. Bis kurz nach acht halten wir durch, brechen aber dann unser ausgesetztes Lager ab und treten müde, aber irgendwie glücklich den Rückzug an. „Scheinbar brauchen wir sowas“, meint Anita zwei Stunden später ironisch zu mir, während sie genüsslich in ein frisches Nuss-Nougat-Croissant beißt und an einer dampfenden Tasse Kaffee schlürft. Wir sitzen mittlerweile wieder daheim in unserer geheizten Wohnung, die Gesichter glühen und die Augenlider hängen tief. „Was für ein stürmischer Jahreswechsel, das kann ja nur noch besser werden“, entgegne ich ihr lachend …

Wir wünschen euch ein glückliches, erfolgreiches Jahr 2018 mit vielen neuen Abenteuern, stürmischen und ruhigen Zeiten und vor allem Gesundheit und Freude! Auf unvergessliche Momente und Begegnungen, auf Freudentränen und Gänsehaut, auf erfüllte Träume und neue Ziele.

Herzlichst,
nandita